Das Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE) lud am 10. Mai 2023 zur Fachtagung "Umwelt und Entwicklung: Nachhaltige Perspektiven für unsere Welt" in den MARKHOF - Das Dorf in der Stadt in Wien ein:

  • Themen (Fokus Afrika): Klima- und Umweltschutz * Rohstoffe und Industrie * Ernährung und Landwirtschaft * Entwicklungszusammenarbeit * Energie * Internationale Klimafinanzierung * Grüne Mikrofinanzierung 
  • 8 Referent/innen von UNIDO, Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE), Ban Ki-moon Centre for Global Citizens, BOKU-Institut für Entwicklungsforschung, Austrian Development Agency (ADA), Bundesministerium für Klimaschutz, Österreichische Entwicklungsbank und OIKOCREDIT Austria 

Begrüßungsworte von Martin Engelberg 

Nach der Begrüßung um 9:30 Uhr durch Martin Engelberg (IUFE-Obmann) führte Michael Bauer-Leeb als Moderator durch den Tag. Martin Engelberg machte auf multiple Krisen wie etwa Klima, Krieg und Energie aufmerksam. Afrika verstehe er als unmittelbarer Nachbar Europas und als Chancenkontinent. Dabei unterstrich er die Notwendigkeit von konstruktiven Lösungsansätzen und innovativen Wegen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit in afrikanischen Ländern. Durch Partnerschaften auf Augenhöhe könne den Menschen effektive Verbesserungen der Lebensbedingungen vor Ort ermöglicht werden.  

 

Podcast-Hörsendungen

Alle Referent/innen wurden im Nachgang zum Interview im IUFE-Podcast (hier) eingeladen. Sie sprechen über ihre Kernthemen und fassen damit ihren Vortrag der IUFE-Fachtagung 2023 nochmals zusammen:

Rohstoffe, Industrie und Entwicklung

In der ersten Themenrunde "Rohstoffe, Industrie und Entwicklung" referierten Gunther Beger und Karin Küblböck, um danach mit dem Publikum ins Gespräch zu gehen. Gunther Beger stellte das Mandat, die Schwerpunktthemen und einige Projektbeteiligungen der UNIDO entlang der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) vor. Dabei legte er den Fokus auf die Begegnung des Klimawandels, Hungerbekämpfung und nachaltige industrielle Entwicklung in afrikanischen Ländern. Folgende UNIDO-Beteiligungen stellte er vor:

  • CAPFISH: Cambodia Programme for Sustainable and Inclusive Growth in the Fisheries Sector
  • MARKUP: Improving competitiveness and trade for selected value chains 
  • AUTOMOTIVE INDUSTRY: Enhancing Sustainability Monitoring and Reporting in Morocco’s Automotive Industry
  • GEOTHERMAL POWER STATION: Strengthening capacity for operation and maintenance with Internet of Things technologies for Olkaria geothermal power station complex in Kenya
  • BIOGAS OLIVADO: Sustainable conversion of waste into clean energy to reduce GHG emissions in Kenya

Karin Küblböck widmete sich dem globalen Wettrennen um Rohstoffe für die Energiewende. Aus ihrer Arbeit in der ÖFSE erläuterte sie evidenz-basiert den weltweiten Rohstoffverbrauch (z.B. Eisen) und stellte fest, dass wir de facto das Limit der Planetaren Grenzen erreicht bzw. überschritten haben. Es bedarf der signifikanten Reduktion des absoluten Ressourcenverbrauchs. Sie ging auf aktuelle Entwicklungen in der europäischen Rohstoffpolitik (z.B. Critical Raw Materials Act) ein und betonte die Notwendigkeit der Transparenz entlang der Lieferketten sowie der Einhaltung sozialer und ökologischer Standards im Bergbau in Afrika. Abschließend skizzierte sie soziale, wirtschaftliche und ökologische Chancen und Risiken für afrikanische Länder - insbesondere bei den folgenden Rohstoffen:

  • Kobalt-Abbau in der Demokratischen Republik Kongo 
  • Lithium-Abbau in Simbabwe 

Ernährung, Landwirtschaft und Entwicklung

In der zweiten Themenrunde "Ernährung, Landwirtschaft und Entwicklung" referierten Andreas Melcher und Angela Reithuber, um danach mit dem Publikum ins Gespräch zu gehen. Andreas Melcher betonte die Wichtigkeit der 17 SDGs, erläuterte wie einzelne SDGs mit dem SDG Nummer 2 "Kein Hunger" zusammenhängen und ging auf das hochschulübergreifende Projekt UniNEtZ ein. Danach stellte er wissenschaftliche Ansätze zur Hungerbekämpfung in Afrika in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Dabei bezog er sich auf das folgende Projekt, an dem er und sein Team des BOKU-Instituts für Entwicklungsforschung erfolgreich mitwirken:

  • SUSFISCH in Burkina Faso: Programm der BOKU mit Partner/innen in Burkina Faso zur Verbesserung der Ernährungssituation der lokalen Bevölkerung auf Basis von nachhaltigem Fischfang - entlang des adaptive management framework to an integrative socio ecological transformation. Als zentrales und erfolgbringendes Element des Programms wurde die Policy-Social-Simulation vorgestellt. 

Angela Reithuber stellte Aktivitäten des Ban Ki-Moon Centre for Global Citizens vor. Danach fokussierte sie sich auf aktuelle Entwicklungen der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Afrika. Vor dem Hintergrund der negativen Folgen des Klimawandels stellte sie Klimawandelanpassung und die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft ins Zentrum ihrer Ausführungen. Sie stellte folgende Projekte aus ihrer beruflichen Praxis vor:

  • ELEVATION AGRICULTURAL ADAPTATION: Aktuelles Programm zur Förderung des verstärkten finanziellen und politischen Engagements für die landwirtschaftliche Klimawandelanpassung von KleinbäuerInnen in Afrika. Zentrale Elemente des Programms sind das Engagement von hochrangigen politischen EntscheidungsträgerInnen, Inklusion der Zivilgesellschaft sowie Kampagnen- und Medienarbeit.
  • AgriChampions: Initiative, um jungen afrikansichen Frauen und Männern eine Stimme gegenüber der Politik und in internationalen Verhandlungsprozessen wie etwa der internationalen Klimakonferenz (COP) zu geben.

Anschließend folgte die einstündige Mittagspause (12:15 bis 13:15 Uhr), in der alle Gäste mit den Referent/innen im MARKHOF Essen gingen. Die Zeit wurde gut genutzt, um sich bei einer warmen Mahlzeit zu vernetzen, gegenseitig Fragen zu stellen und inhaltlich zu debattieren. 

Entwicklungszusammenarbeit, Klimafinanzierung und Energie

Am Nachmittag gaben Sandra Wibmer, Gertraud Wollansky, Susanne Boesch und Maja Spnulovic jeweils einen Impulsvortrag, um danach mit den Tagungsgästen in interaktiven Dialogruppen zu arbeiten. Sandra Wibmer beleuchtete die österreichische Entwicklungszusammenarbeit, um Armut zu bekämpfen sowie Klima und Umwelt zu schützen. Mit Blick in afrikanische Länder stellte sie die beiden folgenden Projekte der Austrian Development Agency (ADA) vor: 

  • Global Energy Transformation Programm (GET.pro): Multi-Geber-Plattform zur Bewältigung der mit dem Klimawandel und der Energiewende verbundenen Herausforderungen auf strategischer, politischer und Umsetzungsebene - beispielsweise in Uganda und Mosambik.
  • Semien Gonder Resillience Project (SEGORP): Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Haushalten und Gemeinden gegenüber dem Klimawandel in drei ernährungsunsicheren Distrikten Äthiopiens.

Getraud Wollansky stellte die Leistungen der internationalen Klimafinanzierung Österreichs vor. Aus der Perspektive des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMKUEMIT) ging sie auf die Hintergründe, Verpflichtungen und Governance-Struktur der Klimafinanzierung ein. Danach legte sie aktuelle Beitragszahlen Österreichs zur internationalen Klimafinanzierung (Stand: 2021) vor: 

  • Mulitlaterale Zuschüsse: € 112,70 Mio
  • Andere Finanzinstrumente: € 72,69 Mio
  • Bilaterale Zuschüsse: € 63,22 Mio
  • Mobilisierte private Klimafinanzierung: € 51,92 Mio

Susanne Boesch widmete sich den Entwicklungsfinanzierungen der Österreichischen Entwicklungsbank im Bereich des Umwelt- und Klimschutzes bzw. der Klimawandelanpassung. Nach der Vorstellung der OeEB und ihren Investitionsfinanzierungen und Beteiligungen ging sie auf Beiträge zur Erreichung der SDGs und deren entwicklungspoltischen Effekte ein. Nach der OeEB-Trackingmethode der Klimafinanzierung stellte sie die folgenden Beteilungsprojekte vor:

  • Solar Energy Transformation Fund: OeEB finanziert Off-Grid-Solarlösungen in Subsahara-Afrika mit Fokus auf die Finanzierung von Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich Solar Home Systems und netzungebundener Solaranlagen. 
  • Solarkraftwerke „Nubian Suns“ (Ägypten): OeEB ko-finanziert die Errichtung und den Betrieb von drei 50 MW Solarkraftwerken in Ägypten.
  • RP Global – Westa Solar (Nigeria): Aus Mitteln der African Austrian SME Investment Facility vergibt die OeEB eine Mezzanin-Finanzierung.
  • Catalyst MENA Clean Energy Fund (MENA Region): OeEB-Beteilgung zur Verbesserung der Energieversorgung durch Nutzung von erneuerbaren Energien in Jordanien, Marokko, Ägypten und Tunesien.
  • Energy Entrepreneurs Growth Fund (EEGF): OeEB-Beteiligung am Klimafonds, welcher junge/wachsende Unternehmen im Bereich der netzgebundenen Solarlösungen in Subsahara-Afrika mit Kapital ausstattet. 

Maja Spnulovic sprach über wirtschaftliche Inklusion durch den Zugang zu erneuerbare Energie in Westafrika. Nach der Vorstellung von Oikocredit International und Österreich sowie der Fokussierung auf SDG 7 "Bezahlbare und saubere Energie" erläuterte sie aktuelle Schwerpunktbereiche in westafrikanischen Ländern. Sie stellte die folgenden drei partnerschaftlichen Projekte und ihre positiven Effekte auf Mensch und Umwelt vor Ort vor:

  • Solar Home Systems: Solarstrom-Kits (Leasingmodell) in Ländern wie etwa Senegal, Elfenbeinküste, Mali, Burkina Faso und Nigeria.
  • Solar Mini-Grids: Solarstrom für ländliche, abgelegene Gemeinden in Nigeria und Benin.
  • Commercial & Indstrial Solar (C&I): Solaranlagen für gewerbliche und industrielle Zwecke in Ghana, Nigeria und Senegal.

 

Nach den interatkiven Dialogruppen mit den vier Referentinnen und einer abschließenden Talk-Runde beendete Michael Bauer-Leeb (Moderator) um 15:30 Uhr die IUFE-Fachtagung 2023.

VORMITTAG - im "Salon" (EG) des MARKHOFs

9:00 - Eintreffen der Gäste bei Kaffee und Tee 

 

9:30 - Beginn der Fachtagung 

  • Begrüßung durch Martin Engelberg (IUFE-Obmann)

9:45 - Themenrunde "Rohstoffe, Industrie und Entwicklung

  • Vortrag von Gunther Beger (United Nations Industrial Development Organization/UNIDO) - "Nachhaltige industrielle Entwicklung"  | 20 Min
  • Vortrag von Karin Küblböck (Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung/ÖFSE) - "Das globale Wettrennen um Rohstoffe für die Energiewende: Chancen und Risken für Afrika"
  • Talkrunde mit Referent/innen und Publikum 

10:50 - Pause

11:05 - Themenrunde II "Ernährung, Landwirtschaft und Entwicklung"

  • Vortrag von Andreas Melcher (BOKU-Institut für Entwicklungsforschung) - "Wissenschaftliche Ansätze zur Bekämpfung des Hungers (SDG 2) in Afrika: Erfahrungen und Erkenntnisse aus Österreich"  | 20 Min
  • Vortrag von Angela Reithuber (Ban Ki-moon Centre for Global Citizens) - "Ernährung und kleinbäuerliche Landwirtschaft in Afrika"  | 20 Min
  • Talkrunde mit Referent/innen und Publikum 

12:15 - Mittagspause mit gemeinsamen Mittagessen im Speisesaal (UG) des MARKHOFs | bis 13:15 

 

 

Moderator: Michael Bauer-Leeb (Unternehmensberater, Lektor, Zertifizierter CSR-Experte)

 

Detailliertes Programmheft: hier

 

NACHMITTAG - im "Salon" (EG) und in der "Werkstatt" (UG) des MARKHOFs:

13:15 - Wiederbeginn nach der Mittagspause

13:20 - Impulse "Umwelt, Klimafinanzierung und Entwicklungszusammenarbeit"

  • Vortrag von Sandra Wibmer (Austrian Development Agency) - "Armut mindern und Umwelt schützen: Wie Entwicklungszusammenarbeit den Umwelt-Klima-Armutsnexus in Afrika adressiert" | 10 Min
  • Vortrag von Gertraud Wollansky (Bundesministerium für Klimaschutz) - "Leistungen der internationalen Klimafinanzierung Österreichs | 10 Min
  • Vortrag von Susanne Boesch (Österreichische Entwicklungsbank) - "Entwicklungsfinanzierungen der OeEB in Afrika & internationale Klimafinanzierung | 10 Min
  • Vortrag von Maja Spnulovic (Oikocredit Austria) - "Wirtschaftliche Inklusion durch Zugang zu erneuerbarer Energie in Westafrika | 10 Min

14:00 - Pause 

14:10 - Thematische Dialogrunde I 

  • mit Fragen der Tagungsgäste an Susanne Boesch + Maja Spnulovic, moderiert von Elisabeth Olischar 
  • mit Fragen der Tagungsgäste an Sandra Wibmer + Gertraud Wollansky, moderiert von Michael Bauer-Leeb 

14:35 - Ortswechsel (Salon<>Werkstatt im MARKHOF)

14:40 - Thematische Dialogrunde II 

  • mit Fragen der Tagungsgäste an Susanne Boesch + Maja Spnulovic, moderiert von Elisabeth Olischar 
  • mit Fragen der Tagungsgäste an Sandra Wibmer + Gertraud Wollansky, moderiert von Michael Bauer-Leeb 

15:05 - Pause

15:15 - Talkrunde mit Referent/innen und Publikum 

15:30 -  Abschluss und Wrap-Up

 

 

 

 

Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE)

  • Florian Leregger (IUFE-Geschäftsführer)
  • Herrengasse 13, 1010 Wien
  • Tel: +43 (1)253 63 50 - 48 | E-Mail: office@iufe.at
  • Webseite: hier | Facebook: hier | LinkedIn: hier
 

Hinweis

  • Diese Fachtagung ist eine Veranstaltung des Instituts für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE). Gefördert durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit (ADA).

 

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